Futtertiere züchten. Heute: Heuschrecken
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Zunächst habe ich überlegt, ob ich einen entsprechenden Zuchtbehälter mit Hilfe alter Konstruktionshölzer und meiner Kreissäge einfach selbst bastle. Allerdings traf es sich, dass ein alter Servierwagen ausgemistet werden sollte - warum diesen nicht einfach umbauen?
Werkzeugliste
Werkzeug muss man haben.
Ich benötigte:
- Stichsäge (Beispiel: Bosch Stichsäge PST 900 PEL)
- Schwingschleifer (optional, Beispiel: Bosch Multi Schleifer PSM 200 AES)
- Multifunktionswerkzeug mit Sägeaufsatz (optional, Beispiel: Bosch Multifunktionswerkzeug PMF 220 CE)
- Hammer (Beispiel: Meister Schlosserhammer)
- Elektro-Tacker (Beispiel: Bosch Akku Tacker PTK 3,6 LI)
- Akku-Schrauber (Beispiel: Bosch Akkuschrauber PSR 14,4 LI-2)
- Lochsäge (Beispiel: Wolfcraft 5474000 Lochsäge)
- Drahtschere/Blechschere (Beispiel: S&R Blechschere Aviation)
- Arbeitstisch/Werkbank (Beispiel: Wolfcraft 6177000 Universeller Spanntisch Master 200)
- Schutzbrille (Beispiel: Brüder Mannesmann M40100 Schutzbrille)
- Handschuhe (Beispiel: Avit AV13072 Arbeitshandschuhe)
- Nietenzange (optional, Beispiel: S&R Blindnietzange)
Materialliste
Zusätzlich zum Servierwagen habe ich benötigt:
- Gittergewebe, grob (Beispiel: Blinky 66705 Kaninchendraht)
- Gittergewebe, fein (Beispiel: Edelstahlgewebe Rollenware)
- Tacker-Klammern (Beispiel: Bosch Tackerklammern)
- Keramik-Fassung für Strahler (Beispiel: Keramikfassung / Porzelanfassung abgewinkelt Deckenfassung mit E27 Gewinde für Glühbirnen)
- Leuchtmittel (Beispiel: Zoo Med Repti Basking Spot Strahler)
- 2-adrige Zuleitung mit Schalter (Beispiel: Zuleitung, zweiadrig mit Ein- Ausschalter)
- Aluminiumreflektor mit Protektor (Beispiel: Namiba Terra 1765 Protector Aluminiumreflektor mit Netzprotector)
- Alte Pressspanplatten
- Plastikflaschen (Beispiel: Frosal HDPE Vierkantflaschen)
- Kabelbinder (Beispiel: djb Profi Kabelbinder Set)
- Aluminium C-Profile (optional)
- Trockenbauschrauben (optional)
- Tiefengrund (optional)
- Kalkrollputz (optional)
- Reißverschluss (optional) (Beispiel: E-Goal 39)
- Nieten (optional)
Erste Schritte
Die Tiere benötigen eine schadstofffreie, warme und trockene Umgebung mit möglichst großem Volumen. Um dies zu gewährleisten entfernte ich im ersten Schritt alle Zwischenböden des alten Servierwagens. Die mittlere Trennwand ließ ich bestehen, da ich für mein Endresultat zwei verschiedene Kammern benötigte.
Das Entfernen der Zwischenböden gestaltete sich mitunter als schwierig, da diese sehr stabil eingebracht waren. Sie waren nicht nur verschraubt, sondern zudem verleimt, sodass ich mit einem Multifunktionswerkzeug, welches einen Sägeaufsatz besaß, mit welchem ich bündig zur Wand sägen konnte, vorgehen musste. Dies ist natürlich von Fall zu Fall unterschiedlich - je nachdem, wie eure Voraussetzungen sind, entfällt dieser Arbeitsschritt unter Umständen.
Anschließend bereitete ich den Innenraum auf: Der Servierwagen, der sich seit einiger Zeit in meinem Besitz befand, gehörte früher einem starken Raucher - und so roch er auch von innen.
Da Nikotin nicht unbedingt zu den Stoffen gehört, den ich meinen Futtertieren zuführen wollte, mussten diese Rückstände dringend entfernt werden.
Zigarettenrauch jedoch ist furchtbar schwierig zu entfernen - ich nahm somit einen Schwingschleifer zur Hand und entfernte kurzerhand einen nicht unerheblichen Teil der inneren Holz- und Lackschicht.
Zusätzlich nutzte ich die Stichsäge, um in den Mittelteil, sowie in zwei Außenwände Öffnungen einzusägen, die für eine maximale Luftzirkulation sorgen sollten.
Auf der Rückseite wurden mittels Lochsäge mehrere Löcher (7cm Durchmesser) gebohrt, welche im oberen Teil einen Hitzestau verhindern sollten.
Anschließend saugte ich das Innenleben aus, da sich Holzstaub an den Seitenwänden abgelagert hatte. Nach dem Aussaugen grundierte ich das nun saubere Innenleben. Wichtig hierbei: Ich bin ein Verfechter diffusionsoffener Bauweisen. Es gibt Grundierungen, die eine Sperrschicht bilden und somit hochwasserabweisend sind. Ob ihr die Zuchtbox letztendlich grundieren und von innen behandeln möchtet, bleibt euch natürlich überlassen.
Im weiteren Schritt trug ich einen Kalkrollputz auf. Dieser wird sehr strapazierfähig und ist ebenfalls diffusionsoffen - die Wand "atmet", wenn man so will. Für Feuchtterrarien ist dies nicht geeignet, für trockene Umgebungen stellt der wenige Millimeter dicke Rollputz aber eine strapazierfähige Oberfläche dar, die zudem aufgrund der Zusammensetzung des Putzes auf ganz natürliche Weise gegen Schimmel wirkt.
Wichtig: Achtet darauf, dass ihr einen möglichst natürlichen Kalkputz bekommt. Diese gibt es gebrauchsfertig und auch in Form eines Pulvers, das ihr dann jedoch selbst anmischen müsst. Wichtig ist, dass keine giftigen Zuschläge enthalten sind. Diverse Hersteller mengen beispielsweise Zement bei. Dieser ist nun nicht zwingend giftig und erhöht die Belastbarkeit des Putzes, aber die Oberfläche ist dann unter Umständen nicht mehr diffusionsoffen.
Von Anti-Schimmel-Lösungen, die mit Fungiziden arbeiten, rate ich ab; diese sind hier auch de facto nicht notwendig. Heuschrecken lieben Wärme und Licht - die Zuchtbox wird demnach ohnehin gut beheizt werden. Die Belüftung sorgt für einen guten Luftaustausch, sodass Schimmel durch das Einbringen von feuchtem Sand (dazu später mehr), sowie dem Futter nicht zu erwarten ist. Sollte doch einmal eine zu hohe Luftfeuchtigkeit auftreten, so reguliert der Kalkputz die Luftfeuchtigkeit ohnehin ein wenig und weist schimmelhemmende Eigenschaften auf.
Montage der Gitter
Die Montage der Gitter sollte gut durchdacht sein. Drahtgeflechte sind in der Regel gut biegbar und können mit einer Draht- oder Blechschere gut geschnitten werden.
Man kann dieses Material auch mit einer normalen, etwas kräftigeren Haushaltsschere schneiden, diese könnte aber durchaus etwas stumpf werden.
Trotz der leichten Verarbeitung empfehle ich die Verwendung von (nicht zu dicken) Arbeitshandschuhen, da die Gitter doch ab und zu an den Schnittkanten sehr spitz und scharfkantig sein können.
Zunächst habe ich mir klar gemacht, was das eigentliche Ziel sein sollte: Der Servierwagen sollte in zwei Teile aufgeteilt werden. Ein Teil sollte für die adulten Tiere genutzt werden; der andere Teil für den Nachwuchs.
Die adulten Heuschrecken sollten in einem Käfig von grobem Gewebe eingeschlossen sein. Das Gitter selbst sollte in der innen liegenden Schicht grob sein, damit die Heuschrecken hier gut klettern können.
Die außen liegende Schicht sollte mit feinem Gitter bespannt werden, um Ausbruchsversuche zu erschweren. Am Boden verwendete ich ausschließlich grobes Gitter, damit der Kot der Tiere herunter fallen konnte, ohne vom feinen Gitter aufgehalten zu werden.
Auf der Vorderseite sollte das Gitter idealerweise zu öffnen sein, um in das Behältnis eingreifen zu können.
Da der Servierwagen sich auch von oben öffnen lässt wollte ich den Deckel zwar ebenfalls mit Drahtgewebe ausgekleidet, diesen jedoch nicht fest vertackern. Sollten größere Arbeiten notwendig werden, so sollte ich den oberen Teil entfernen können und erhalte so eine bequeme Zugriffsmöglichkeit.
Ebenfalls wichtig: Trotz der herausgelösten Zwischenböden existierten diverse Bauteile, die das Innenleben des Servierwagens nicht perfekt glatt machten: So ragte ein massiver Holzvorsprung in das Innere hinein, welcher die schwere vordere Tür, die sich nicht schwenken, sondern kippen lässt, hält. Somit war klar, dass das Drahtgewebe etwas versetzt nach innen befestigt werden musste, damit der Kot der Tiere nicht von oben auf die entsprechenden Vorsprünge fallen würde.
Die Tür
Nach der Montage der Gitter sollte das Drahtgewebe über 4/5 der Gesamthöhe eingeschnitten werden; dies sollte einem Reißverschluss dienen, welcher im Falle einer "Massenpanik" der Heuschrecken ein massenhaftes Entweichen verhindern sollte.
Der Reißverschluss kann mit einfachen Nieten befestigt werden. Man könnte ihn jedoch bestimmt auch einfach einnähen oder kleben.
Innenausstattung
Im Inneren sollen Plastikflaschen eingebracht werden, welche mit Wasser befüllt werden sollen. Hier können kleinere Zweige mit Blättern eingestellt werden. Die Plastikflaschen besitzen einen engen Ausguss, was dazu führt, dass der Kot der Tiere weniger stark in das Wasser fällt. Zudem sind die Flaschen leicht zu reinigen.
Natürlich könnt ihr auch einfache (kleine) Trinkflaschen verwenden. Mir gefällt hierbei schlicht das dünne Plastik nicht besonders gut.
Zudem bastele ich aus Holzresten ein kleines Dach, welches ich in das Drahtgitter der Rückwand einhängen werde. Dieses Dach soll die Ei-Ablagebox vor Verschmutzung schützen, denn - wie ich schon erwähnte - die Heuschrecken fressen unglaubliche Mengen an pflanzlichem Material und setzen daher entsprechende Mengen an Kot ab.
Die Bodenplatte
Aus alten Holzresten soll zudem eine Bodenplatte zurechtgeschnitten werden, die unter dem Servierwagen eingeschoben werden kann. Hier wird der Kot, der durch das untere Gitter fällt, aufgefangen.
Die C-Profile aus Aluminium sind hierbei einfache Schienen, welche mit Trockenbauschrauben eingeschraubt werden können. Hierfür werdet ihr sicherlich einen Akkuschrauber benötigen - per Hand wird das unter Umständen sehr anstrengend.
Fazit
Die Zuchtbox steht - der Servierwagen wurde erfolgreich umgebaut.
Doch beim nächsten Versuch würde ich einige Dinge anders machen. Ich würde zwar weiter für eine gute Belüftung sorgen, jedoch die Seitenwand mit Acrylglas ausstatten: Die Lampe heizt gut, aber dennoch geht viel Wärme durch die Seitenwände verloren.
Auch würde ich zusätzliche Klappen einbauen: Der Zugang zu den hinteren Flaschen ist mitunter schwierig.
Wichtig wäre beim nächsten mal auch, die Öffnung durch eine Acrylglas-Tür zu realisieren. Der Zugriff durch das Gitter mit dem Reißverschluss funktioniert gut, aber das Gitter ist mitunter etwas steif.
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